Franziskus – Gaukler Gottes

von Dario Fo

 
Österreichische Erstaufführung

Kennen sie einen kleinen verrückten Mann, der mit den Vögeln spricht? Nein, noch nicht? Dann lernen sie einen kennen. Einen aus Assisi… Franziskus, den die Leser des „Time Magazine“ zum Mann des Jahrtausends gewählt haben, einer der beliebtesten Heiligen unserer Zeit.

Premiere: 22.Juni 2002 in der Johanniterkirche Feldkirch

Regie: Nika Sommeregger
Es spielt: Dietmar Nigsch
Kostüme: Verena Vondrakl
Ausstattung: Peter Ketturkat
Dramaturgie: Doris Hotz

Pressestimmen

Franziskus – Asketisch inszeniert, großartig gespielt
Mit der Johanneskirche wählte das Projekttheater einen ungewöhnlichen, aber idealen Ort für die Aufführung von Dario Fos „Franziskus – Gaukler Gottes“.
Ruhig und leise und im Vertrauen auf kleine Gesten zeigt sich das großartige Spiel von Dietmar Nigsch.

Walter Gasperi
NEUE Vlb Tagsezeitung, 25.06.2002

Die Biographie des Franz von Assisi wird im Stück des italienischen Nobelpreisträgers nicht ein weiteres Mal aufbereitet, sondern ein Erzähler tritt in diesem Monolog auf, der Geschichten aus dem Leben des Franziskus erzählt, darin aber so sehr aufgeht, dass er sich immer wieder mit dem italienischen Nationalheiligen identifiziert und einmal auch in die Rolle von Papst Innozenz III. schlüpft. Einzelne Momente aus dem Leben des Heiligen werden so unverbunden aneinandergereiht, auf dramatische Zuspitzung wird verzichtet – aus Splitter soll ein Bild dieser Person entstehen, vor allem aber die Aktualität der Ideen dieses mittelalterlichen Ordensgründers vermittelt werden.
Ein einfacher Hocker, auf den das von Franziskus gerne verwendete „T“ (Tau) gemalt ist, und ein purpurner Wandteppich im Hintergrund bilden das Bühnenbild (Peter Ketturkat) in der kahlen Kirche.
Auf diesem Hocker sitzt der Erzähler (Dietmar Nigsch) in schwarzem Mantel, bricht minutenlang schweigend Brot und füttert die Vögel.
Lange schweift sein Blick über das Publikum, bevor er seinen Monolog beginnt.
So konkret seine Ausführungen über die Kriege der Bologneser und die „heiligen“ Kriege gegen die Albigenser und Araber dabei auch sind, so zeitlos sind sie auch und leider von ungebrochener Aktualität. Gesellschaftskritik wird nicht nur in der Rebellion des jungen Franziskus gegen den Vater spürbar, sondern auch in seinem Gespräch mit dem Wolf, der sich nicht ändern kann, da das Bild der Menschen vom bösen Wolf schon so festgefahren ist, dass sie seine Wandlung nicht akzeptieren würden.

Nur die Vögel hören zu

Und während der Papst im Purpurmantel auf seine Macht pocht, fordert Franziskus auf sich von allen Dingen und den elenden Leidenschaften zu befreien um so Leichtigkeit und Freiheit zu erreichen. – Aber nur die Vögel hören diesem Außenseiter zu: „Es ist schon seltsam: Damit die Menschen einem zuhören, muss man zuerst mit den Vögeln reden!“
Nika Sommeregger hat diesen etwa 60-minütigen Monolog ganz im Stile franziskanischer Askese inszeniert, auf jedes Requisit wird verzichtet, nur eine feinfühlige Lichtregie und dezente Musikeinspielungen akzentuieren das Geschehen.
Dieser reduzierten Inszenierung passt sich auch das großartige Spiel Dietmar Nigschs an, nur an wenigen Stellen lässt er Emotionen durchbrechen, meist spricht er ruhig und leise und vertraut auf kleine Gesten. An einem Ort mit großartiger Ausstrahlung wird so statt leichtem Sommertheater ein nicht unbedingt einfaches Werk der Ruhe und Stille geboten, das zahlreiche Denkanstöße bieten kann.

Franziskus – Gaukler Gottes

Feldkircher Anzeiger, 05.07.2002

Ein Mann lässt sich treiben, er sucht sich selbst in den Geschichten um Franz von Assisi. Der Heilige ist ihm ein Vorbild, weil er seinen eigenen Glaubensweg gefunden hat und ihn konsequent gegangen ist. Seiner Identität nähert er sich, indem er sich in den berühmten Gaukler Gottes hineinversetzt und auch andere Gestalten, die die Legenden um ihn bevölkern, lebendig werden lässt.
Der Altarraum der Johanneskirche bietet ein ideales Ambiente, um Dietmar Nigsch bei seiner Suche zu begleiten. Sehenswert!

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