Grieche sucht Griechin

von Friedrich Dürrenmatt

Arnolph Archilochos führt ein tristes Leben. Beruflich ist er Unterbuchhalter eines Unterbuchhalters und privat immer noch Junggeselle. Also gibt er eine Heiratsannonce mit dem schlichten Text „Grieche sucht Griechin“ auf. Und siehe da, es meldet sich tatsächlich jemand: Chloè Saloniki, eine schöne bezaubernde junge Frau, die mit Arnolph eine übermütige Liebesbeziehung beginnt. Der einfache Unterbuchhalter macht Karriere. Doch natürlich hat die Sache einen Haken. Denn die reizende Chloè ist leider nicht so perfekt, wie es den Anschein hat…

Premiere: 04.September 2008 am Seewaldsee in Fontanella (Walserherbst 2008)
Gastspiele: 2008/09

Eingerichtet von Susanne Lietzow
Es lesen: Maria Hofstätter, Sandra Bra, Peter Badstübner
Musik: Gerhard Gruber

Pressestimmen

Satirisches Liebesdrama zwischen Kafka und Brüder Grimm
Projekttheater inszenierte Dürrenmatts Groteske als amüsantes Live-Hörspiel

Raimund Jäger
Feldkircher Anzeiger, 26.03.2009

Mit einer – im Gegensatz zur opulenten „Bettleroper“ – kleinen Produktion setzte das Projekttheater unlängst ein Sahnehäubchen auf ihre derzeitige Feldkircher Spielsaison: Dürrenmatts Groteske „Grieche sucht Griechin“ wurde als „Live-Hörspiel“ im Alten Hallenbad aufgeführt und bestach – neben dem ausgezeichneten Text – durch Kurzweil und Originalität.

Der unter anderem mit Heinz Rühmann(!) verfilmte Kurzroman des Schweizers Friedrich Dürrenmatt in einer mehr als ungewöhnlichen Inszenierung: Einzig ein Musiker und drei (sitzende) Darsteller, die allesamt mehrere Rollen zu bewältigen hatten, zieren die Bühne. Auf Kostüme, Dekoration aber auch Gestik wurde weitgehendst verzichtet. In der Tradition des in unseren Breitengraden leider immer mehr aussterbenden Hörspiels garantierte das Ensemble dennoch allerbeste Unterhaltung, vielleicht gerade weil man sich auf Stimmen, Töne und eben den ausgezeichneten Text zu konzentrieren hatte.

Modernes Märchen
Die Geschichte ist einfach: Dem bescheidenen „Unterbuchhalter“ Archilochos wird geraten sich schnellstens eine Frau zu suchen. Auf sein Inserat meldet sich die wunderschöne Chloè, ab diesem Tag scheinen ihm plötzlich auch alle Türen offen zustehen. Dass diese Glückssträhne allerdings kein Zufall ist, liegt am Vorleben seiner neuen Braut ……. Irgendwo zwischen den technokratischen Un-Aus-Wegen eines Franz Kafka (Büroleben des Protagonisten), den süffigen Millieu-Schilderungen eines Charles Dickens (Schilderung seines Umfeldes) und den romantischen Anomalien eines Volksmärchens schildert Friedrich Dürrenmatt die Lust- und Leidensgeschichte dieses kleinen Mannes. Der Text ist gewohnt brillant, wenn der Schweizer Dramatiker in diesem Falle auch von der ihm üblichen Bitterkeit („Besuch der alten Dame“) oder Hoffnungslosigkeit („Das Versprechen“) absieht. So bleibt ein surreales Märchen mit einem möglichen Happy-End (laut Dürrenmatt aber nur für Leihbüchereien!) und vor allem eine Möglichkeit für die gewohnt gut aufgelegten Darsteller des Projekttheaters nach Herzenslust – verbal – zu chargieren.

Temporeiche Performance
Das taten sie denn auch ausgiebig. Unterstützt wurden die Darsteller/ Sprecher vom Musiker Gerhard Gruber, der immer den richtigen Ton fand und dem als führender Stummfilmpianist Österreichs das Genre Hörspiel natürlich sehr nahe steht. Immer wieder gab er das Tempo vor, welches vom gelegentlichen Adagio
(langsam) über den Grundtenor Allegretto (etwas munter) bis zum furiosen Vivacissimo (sehr lebendig) reichte.
Drei der Bettleroperndarsteller spielten die zahlreichen Figuren des Stücks in unterschiedlicher Anmutung: Während Peter Badstübner souverän einen Gutteil der Männerrollen spielte und Sandra Bra das kindliche Mädchen Mädchen oder die Erzählerin sprach, war es einmal mehr Maria Hofstätter, die mit Sprachakrobatik, Stimmverfremdung und jenseitigen Dialekten die komödiantischen Glanzpunkte setzte. Es war denn wohl auch Susanne Lietzow`s
Regiearbeit, diese Sprechtempi und Einsatztimings zu koordinieren, denn an Nebenaktionen war außer gelegentlichen Trampeln und zwei Musikeinlagen nicht allzu viel zu feilen. Dass es dennoch keine statische Performance wurde, sondern ein ausgesprochen lustiger Abend ohne Durchhänger lag an den vier Protagonisten und – wie gesagt – dem Ausnahmetext, der wieder einmal Lust auf noch viel mehr Dürrenmatt machte …

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