Nein, diese Suppe ess ich nicht!

Lesung

„Wer nur gehorsam ist,
ist ein Sklave.
Wer nur ungehorsam ist,
ist dumm“

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Die Frage ist, ob jemand, der seine Suppe nicht essen will, einfach nur renitent ist oder ob es vielmehr einen guten Grund gibt. Die Suppe kann ja vergiftet sein. Und würde es nicht auch reichen festzustellen, dass diese Suppe schlecht schmeckt? Und dass es eben eine Frage des Verstandes und des Herzens ist, statt einer schlechten Suppe eine gute Suppe kommen zu lassen? Es scheint ein mysteriöses Prinzip der Politik zu sein, den Bürgern schlechte Suppen vorzusetzen! Jahrhundertelang haben Könige, Priester, Feudalherren, Industrielle und Eltern darauf bestanden, dass Gehorsam eine Tugend und Ungehorsam ein Laster sei. Aber die Menschheitsgeschichte begann mit einem Akt des Ungehorsams, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit einem Akt des Gehorsams ihr Ende finden wird.

Eine philosophisch-literarisch-musikalische Lesung
mit Texten u.a. von Achternbusch, Nestroy, Vian, Brecht, Kafka, Thoreau, Dostojewsky und Melville, mit Märchen, Gedichten und Chansons …

„Hitler ganz allein! Ein herrliches Schauspiel. Aber 85 Millionen kleine gehorsame Leute hinter ihm, da hört der Spaß auf.“
(Boris Vian)

„Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen, sondern vor der Gerechtigkeit. Nur eine einzige Verpflichtung bin ich berechtigt einzugehen, und das ist jederzeit zu tun, was mir recht erscheint.“
(H. D. Thoreau)

„Es ist nichts einzuwenden gegen das Verkehrsgesetz, das dir sagt, dass du bei rotem Licht anhalten mußt. Aber wenn ein Brand wütet, überfährt die Feuerwehr ohne zu zögern das rote Licht.“
(Martin Luther King)

„Sie waren sieben Geißlein und durften überall reinschaun, nur nicht in den Uhrenkasten, das könnte die Uhr verderben, hatte die Mutter gesagt.
Es waren sechs artige Geißlein, die wollten überall reinschaun, nur nicht in den Uhrenkasten, das könnte die Uhr verderben, hatte die Mutter gesagt.
Es war ein unfolgsames Geißlein, das wollte überall reinschaun, auch in den Uhrenkasten, da hat es die Uhr verdorben, wie es die Mutter gesagt.
Dann kam der böse Wolf.
Es waren sechs artige Geißlein, die versteckten sich, als der Wolf kam, unterm Tisch, unterm Bett, unterm Sessel, und keines im Uhrenkasten,
sie alle fraß der Wolf.
Es war ein unartiges Geißlein, das sprang in den Uhrenkasten, es wußte, dass er hohl war, dort hat`s der Wolf nicht gefunden,
so ist es am Leben geblieben.
Da war die Mutter Geiß aber froh.“
(Franz Fühmann)

Verwendete Texte:
An der Donau Herbert Achternbusch
Die 7 Geißlein Franz Führmann
Brief an den Vater Franz Kafka
Rechenstunde Jaques Prevert
Die bösen Buben in der Schule Johann Nestroy
Der Neinsager Bertold Brecht
Die Geschichte vom Suppenkasper Heinrich Hoffmann
Du musst Claudia Göbel
Atonales Lied Josef Hader
Bartleby, der Schreiber Hermann Melville
Der Großinquisitor Fjodor Michailowitch Dostojewsky
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat Henry David Thoreau
Interview eines Beteiligten am Massaker von My Lai New York Times

Maria Hofstätter, Martina Spitzer und der Musiker Martin Zrost grasen auf der Wiese des Ungehorsams.
Textfassung: Maria Hofstätter und Martina Spitzer
Musik live und Komposition: Martin Zrost

Als Tournee-Stück buchbar
Tournee-Organisation: Maria Hofstätter | hofstaetter@projekttheater.at | Tel. +43 699 125 99 503

Fotos: Mihai M. Mitrea (1, 2, 3) / Alois Hofstätter (4)

Weitere Infos

Spieltermine

Mai 2017
14. Mai 2017 / 19:30 / FREIER EINTRITT
Literatur.Fest.Währing, Stadtbahncafé Gersthof, Thimiggasse 2

März 2017
ZUSATZVORSTELLUNG / 2. März 2017 / 20:00 / Kabinetttheater Wien / www.kabinetttheater.at
Kartenreservierung: reservierung@kabinetttheater.at  Tel. +43 1 585 74 05  (täglich 14 bis 18 Uhr)

Februar 2017
14. Februar 2017 / 20:00 / Kabinetttheater Wien / www.kabinetttheater.at
Kartenreservierung: reservierung@kabinetttheater.at  Tel. +43 1 585 74 05  (täglich 14 bis 18 Uhr)

Pressematerial

Fotos: Mihai M. Mitrea (Nr. 1, 2, 3, 5, 6) / Alois Hofstätter (Nr.4) / Lily Zrost (Nr.7) | Der Abdruck der Fotos ist ausschließlich für die Berichterstattung und Bewerbung des Stücks „Nein, diese Suppe ess ich nicht!“ und unter Nennung des Urhebers honorarfrei.

Nein, diese Suppe ess ich nicht! Nein, diese Suppe ess ich nicht! Nein, diese Suppe ess ich nicht! Nein, diese Suppe ess ich nicht! suppe_05_Maria-Hofstaetter_S-247_Copyright-Mihai-M.-Mitrea suppe_06_Martina-Spitzer_113_Copyright-Mihai-M.-Mitrea Martin Zrost ©Lily Zrost suppe_08_helmut-bohatsch

Ungehorsam_vitae_2016_PDF_436KB

Ungehorsam Pressedownload 5MB.zip

Technische Voraussetzungen

Bühnengröße: mind. 4m mal 3m

Licht: Bühnenausleuchtung

Tontechnik: 3 Richtfunkmikros, Mikro zur Verstärkung der Gitarre, CD-Player

…..waren die interpretierten Beispiele überaus abwechslungsreich und changierten zwischen ironischer Bissigkeit und philosophischer Ernsthaftigkeit. Kombiniert mit den bekannten rhetorischen-schauspielerischen Fähigkeiten von Hofstätter und Spitzer und kongenial begleitet von Zrost entwickelte sich ein vergnüglicher Abend, der allen möglichen Stimmungen Vorschub leistete. Mal ging es kabarettistisch schräg und humorvoll zu, dann wieder besinnlich ernst.

KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Pressestimmen

Bier als Schlüssel zur Freiheit

Bier als Schlüssel zur Freiheit – zur szenischen Lesung „Nein, diese Suppe ess ich nicht!“ von Maria Hofstätter, Martina Spitzer und Martin Zrost im Rahmen des Walserherbstes in Buchboden

Karlheinz Pichler
KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
14. September 2014

Leitthema des von Dietmar Nigsch geleiteten „Walserherbstes“, dem laut Eigendefinition „steilsten Festival in den Bergen „, war und ist in diesem Jahr „Die Kunst der Kur – Heilende Kräfte“. Nicht diesem Programmschwerpunkt folgend, aber dennoch eigens für das Festival entwickelt hat das Projekttheater eine szenische Lesung, im Rahmen derer Maria Hofstätter und Martina Spitzer in einem flotten Wechselspiel und begleitet vom Musiker Martin Zrost schräge, ernste und ironische Texte über den „Un-Gehorsam“ zur Aufführung brachten.

Dem Titel der philosophisch-literarisch-musikalischen Lesung „Nein, diese Suppe ess ich nicht!“ entsprechend, die am 12. und 13. September in Buchboden über die Bühne ging, wurde im temporär aufgestellten Feldhotel vor Beginn der Aufführung Grießnockerlsuppe zur Konsumation angeboten. Manche nutzten das Angebot, viele verweigerten die Suppe. Aber nicht, weil sie etwa schlecht gewesen wäre, sondern einfach weil es aufgrund des überfüllten Raumes infolge des enormen Publikumsandranges kaum möglich war, die von den Veranstaltern selbst gekochte Suppe in Ruhe zu schlürfen. Das modulare und flexible Feldhotel, welches das Architektenduo „Kompott“ (Martin Mackowitz & Nikolaus Skorpik) ursprünglich im Auftrag der Feldkircher Messe „ArtDesign“ aus Bauelementen der abgebrochenen, ehemaligen Tischlerei des Jesuitenkonvikts Reichenfeld entwickelten und nun Station in Buchboden macht, scheint geradezu prädestiniert für solche Veranstaltungen. Leider war es am Samstagabend eisig kalt und die Veranstalter hätten gut getan, die BesucherInnen mit Decken zu versorgen. Zum Glück waren Maria Hofstätter, Martina Spitzer und Martin Zrost gut in Form, so dass das fast zweistündige Nonstop-Programm wie im Flug verging.

Ironisch schräg bis besinnlich ernst
Das Projekttheater, respektive Hofstätter und Spitzer, hatten für den Abend Texte unter anderem von Franz Fühmann, Frank Kafka, Jaques Prevert, Bertolt Brecht, Hermann Melville oder Dostojewsky ausgewählt und bearbeitet. Dem im Programmflyer vorangestellten Slogan „Wer nur gehorsam ist, ist ein Sklave. Wer nur ungehorsam ist, ist dumm.“ folgend, waren die interpretierten Beispiele überaus abwechslungsreich und changierten zwischen ironischer Bissigkeit und philosophischer Ernsthaftigkeit. Kombiniert mit den bekannten rhetorischen-schauspielerischen Fähigkeiten von Hofstätter und Spitzer und kongenial begleitet von Zrost entwickelte sich ein vergnüglicher Abend, der allen möglichen Stimmungen Vorschub leistete. Mal ging es kabarettistisch schräg und humorvoll zu, dann wieder besinnlich ernst.

Achternbusch als dramaturgischer Leithammel
Dramaturgisch aufgehängt war die szenische Lesung am Herbert-Achternbusch-Stück „An der Donau“, dessen fünf Akte der Aufführung eine Art gliederndes Korsett verpassten. Ein gelungener Schachzug des Projekttheaters, mutierte dieser Achternbusch-Text in der Interpretation von Hofstätter, Spitzer und Zrost über seine Funktion als Gerüst hinaus doch selber zum eigentlichen Highlight der Lesung. Die drei Performenden schlüpfen hier in die Rolle von drei Göttern, die kalauernd über den Sinn der Schöpfung parlierten und diskutierten, und die Hilfrufe eines Liebespaares am Ufer der Donau mit wohllüstigem Stöhnen verwechselten, während der letzte schaufelnde Arbeiter singt: „Diese Saubären müssen am hellichten Tag vögeln! Die gehören mit der Schaufel erschlagen.“ Während der erste Gott von einem Riesenkaktus getötet wird, der dritte daran zu zerbrechen droht, dass es kein Bier mehr gibt, springt der zweite Gott in die Bresche und erfindet das Bier noch einmal („Ich schaff es! Ich geh ins Nichts und schaff es!“) und damit „den Schlüssel zur Freiheit“..

Suppenkaspar und die sieben Geißlein
Dass natürlich Heinrich Hoffmans „Geschichte vom Suppenkaspar“ nicht fehlen durfte und auch dem Abend seine Headline gab, liegt auf der Hand: Der Suppenkaspar gilt als verbohrtes Enfant Terrible allen Ungehorsams, und die Geschichte, die jeder kennt, wird auch heute noch gerne ausgegraben, auch wenn sie nicht mehr als Waffe gegen essensverweigernde Kinder eingesetzt wird.

Und die BesucherInnen geschlossen hinter sich hatte letztlich Maria Hofstätter auch mit ihrer hinterlistig-sympathischen Wiedergabe von Franz Fühmanns „Lob des Ungehorsams“. Eine satirische Parabel in Gedichtform auf das Märchen „Der Wolf und die 7 Geißlein“, die die ganze Logik und Notwendigkeit des Ungehorsams aufdeckt:

Hier der Wortlaut dieses Gedichtes, das bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat:

„Sie waren sieben Geißlein und durften überall reinschaun, nur nicht in den Uhrenkasten, das könnte die Uhr verderben, hatte die Mutter gesagt. Es waren sechs artige Geißlein, die wollten überall reinschaun, nur nicht in den Uhrenkasten, das könnte die Uhr verderben, hatte die Mutter gesagt. Es war ein unfolgsames Geißlein, das wollte überall reinschaun, auch in den Uhrenkasten, da hat es die Uhr verdorben, wie es die Mutter gesagt. Dann kam der böse Wolf. Es waren sechs artige Geißlein, die versteckten sich, als der Wolf kam, unterm Tisch, unterm Bett, unterm Sessel, und keines im Uhrenkasten, sie alle fraß der Wolf. Es war ein unartiges Geißlein, das sprang in den Uhrenkasten, es wußte, daß er hohl war, dort hat’s der Wolf nicht gefunden, nur so ist es am Leben geblieben. Da war die Mutter Geiß aber froh.“

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